Praktika sind ein fester Bestandteil der Waldorfpädagogik. Ab der 9. Klasse durchlaufen die Schüler mehrere Praktika mit dem Schwerpunkt, die selbständige Entwicklung zu fördern. In der 9. Klasse ist dies das Landwirtschaftspraktikum in der 10. Klasse das Vermessungspraktikum und in der 11. Klasse das Sozial- oder Betriebspraktikum. Verschiedene Betriebe und Institutionen bieten hier die Möglichkeit, die Realität der Arbeitswelt kennen zu lernen. Der eigentliche Sinn liegt dabei nicht in der Berufsfindung, sondern im Erüben sozialer und persönlicher Fähigkeiten.

9. Klasse: Landwirtschaftspraktikum

Die Schüler werden meistens jeweils zu zweit auf Bauernhöfen untergebracht, um dort einen Einblick in die Bedingungen und Aufgaben eines Landwirtschaftsbetriebs zu erhalten. Neben den Kenntnissen, die die Schüler sich aneignen, überwiegt der physische Aspekt der Arbeit. Die Eingliederung in die Hofgemeinschaft und das Erleben von Verantwortung sowie der anspruchsvollen Arbeit auf dem Feld sind dabei wichtige soziale Erfahrungen.

Für das Praktikum eignen sich Höfe, die biologischen, biologisch-dynamischen oder ökologisch orientierten Landbau betreiben und Jugendlichen gegenüber aufgeschlossen sind. Die Beschreibung des Hofes (Hofchronik), seiner geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten sowie der Tagesablauf werden in einem Tagebuch festgehalten, um die bewusste Verarbeitung der selbstgemachten Erfahrungen zu fördern.

10. Klasse: Feldmessen / Vermessungspraktikum

Wie kommt eine Landschaft auf die Karte?
Mit dieser Aufgabe beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler zwei Wochen lang.
Eine lebendige Landschaft soll in exakte geometrische Formen umgesetzt werden. Die wesentlichen Schritte dazu sind die Vermessungsarbeit und das Zeichnen der Karten. Die Schüler setzen dabei technisches Gerät ein, um mathematische Berechnungen durchführen zu können. Dabei kommt es darauf an, möglichst genau zu arbeiten, damit später auch alle Einzelmessungen zusammen passen. So schafft die Vermessungsarbeit einen lebendigen Zugang zur Mathematik. Das gemeinsame Verbringen des Tages fordert den Teamgeist und fügt die Gruppe eng zusammen.

11. Klasse: Betriebspraktikum

Das Betriebspraktikum in der 11. Klasse bietet den Schülern die Möglichkeit, verschiedene Bereiche des Handwerks kennenzulernen. In der Vorbereitungsphase haben die Schüler die Aufgabe, sich schriftlich oder persönlich um eine Praktikumsstelle zu kümmern. Sie erarbeiten Lebensläufe, schreiben Bewerbungsbriefe und bereiten sich auf Vorstellungsgespräche vor.
In dem Betriebspraktikum lernen sie den Arbeitsalltag kennen und erfahren, was ein achtstündiger Arbeitstag bedeutet, wie Arbeit organisiert wird und wie die volks-und betriebswirtschaftlichen Abläufe zusammenhängen.
Für manche Schüler ergeben sich schon erste Berufsperspektiven, andere erhalten eine zusätzliche Stimulanz, die Schule weiter zu nutzen.