Das intelligenteste am Menschen ist nicht der Kopf,
sondern die Hand.
J. W. Goethe

Der methodisch-didaktische Ansatz in der Waldorfschule orientiert sich am Wesen des Kindes und hat damit verschiedene Erfahrungsbereiche im Fokus.
So ist jedes Fach nicht nur ein Lernfach, das zur Wissensaneignung und Kompetenz führen soll, sondern auch ein Beitrag zur seelischen Entwicklung der Heranwachsenden.
Alle Fächer profitieren von den Kompetenzen anderer Fächer ( Willensbildung, Denkschulung, Lebenspraxis).

Der Handarbeitsunterricht bietet optimale Möglichkeiten koordinierte und präzise feinmotorische Bewegungsabläufe einzuüben.
Im Umgang mit verschiedenen Materialien erfühlt das Kind deren Eigenarten und lernt die sachgemäße Verarbeitung. Harmonie von Formen und Farben schulen Wahrnehmung und Qualitätsempfinden.
Techniken wie zum Beispiel das Stricken, Sticken und Nähen fördern die Fingergeschicklichkeit und die Ausbildung der Feinmotorik. Gleichzeitig werden die Kinder in ihrer Willenstätigkeit angeregt.

Eine weitere Aufgabe der „Handarbeit“ ist es, die Verbindung von sinnlichem Erleben, ästhetischem Denken und gestaltendem Ausdruck im Kind anzulegen und zu fördern. Der so entwickelte Schönheitssinn befähigt die Kinder, sich in künstlerischer Weise mit Farb- und Formgebung auseinanderzusetzen und sich selbst als aktiver Gestalter wahrzunehmen.

Zum Beginn der Oberstufe gibt es einen immer bewussteren Umgang mit dem Erübten zu erleben.
In der 8ten. Klasse steht daher unter anderem das Maschinen nähen auf dem Lehrplan.
Das technische Interesse der Schüler/innen kann erlebbar aufgegriffen werden. Diese Fähigkeiten können bei der Kostümherstellung für das Klassenspiel eingesetzt werden.
Geschichte, einfühlen in die Zeit und Lebensform kann real erlebt werden. Genaugenommen fangen die Schüler/innen bei jeder Arbeit im Gegenstandslosen an, bis durch das
Hineinfühlen und bearbeiten des Materials daraus Gegenständliches wird.
Bis in die Oberstufe hinein folgt der Unterrichtsgang in seinen Metamorphosen wiederum den geschilderten Entwicklungsgang.
Vom Wollen über das Fühlen zum Denken. Methodisch ausgedrückt: vom Tun über das Verstehen zum Wissen.

Der HandWerkKünstlerische Unterricht umfasst in der Regel bei Klasse 9-12 jeweils 5-6 wöchige Epochen und bietet vielfältige Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken.
Gleichzeitig werden Beobachtung, Planung und der Umgang mit den unterschiedlichsten Materialien erprobt.Abstraktes Denken, Vorstellungskraft und Umsetzung können geübt werden.

Die Schneiderepoche in der 9ten. Klasse ist sehr hilfreich der frei werdenden Persönlichkeit durch individuelle Arbeiten unterstützend im Tun zu helfen.
Die Schüler/innen erarbeiten sich einen Oberteilgrundschnitt, wobei erst am Körper die Maße gemessen werden, dann auf die Fläche übertragen wird und wiederum an den Körper zurückgeführt wird. Ferner bietet diese Epoche eine wunderbare Gelegenheit sich über das Konsumverhalten des Einzelnen und den Herstellungsumständen auseinanderzusetzen.
Wer einmal selbst erlebt hat, wie aufwändig die Herstellung von Bekleidung ist, bekommt ein anderes Gefühl für unsere Umwelt.

In der 11ten. Klasse dürfen die Schüler/innen dann wählen, u.a. Schneider. In dieser Epoche wird wesentlich freier gearbeitet, die Stunden haben eher einen Werkstattcharakter. Projekte unterschiedlichster Art können umgesetzt werden, wobei der Lehrer eher beratend zur Seite steht.
Ebenso steht Buchbinden zur Auswahl.
Diese Epoche führt an Grundkenntnisse der Verarbeitung von Pappe, Papier und Gewebe heran. Die ersten Kartonagearbeiten machen die Schüler/innen mit dem Material vertraut. Exaktes arbeiten ist erforderlich, da das Material Fehler schnell „bestraft“. Vom Klemmbrett über Mappen und unterschiedlichen Schachteln ist alles möglich.
Die Krönung bildet dann ein selbst gebundenes Buch. Die Gestaltung liegt frei im Ermessen des Einzelnen.